Blitzlicht – Die Banker und der goldene Käfig

Nach einem netten Plausch mit Clas Beese von finletter.de im Anschluss an eine Veranstaltung in der Handelskammer Hamburg musste ich auf der Fahrt zurück zur Arbeit darüber sinnieren, warum so viele Banker an ihrem Job kleben, obwohl sie eigentlich lieber einen anderen machen würden. Nach einigem Überlegen steht für mich fest: Banker sind gefangen in einem goldenen Käfig des Geldes.

Banker sind Top-Verdiener

Wieso? Ganz einfach: der durchschnittliche Banker verdient nach Bankentarif schon als Mittdreißiger zwischen 60.000 und 70.000 Euro im Jahr. Und wer die Karriereleiter ein bisschen höher empor gestiegen ist, verdient außertariflich gern auch 80.000 – 100.000 Euro und mehr. Gehälter, mit denen es sich sehr, sehr gut leben lässt – und die es anderswo kaum zu verdienen gibt (Stars aus Musik, Medien und Sport mal außen vor gelassen). Dazu kommen in der Regel generöse betriebliche Altersvorsorgesysteme und eine relativ hohe Jobsicherheit (wenn man nicht gerade bei einer Landesbank arbeitet).

Eigentlich eine tolle Sache, wenn da nicht ein (Luxus-)Problem wäre: gerade weil man fast überall anders deutlich weniger Geld verdient und die Jobs unsicherer sind, kann ein Banker kaum seine Bank verlassen, wenn ihm sein Job keinen Spaß mehr macht. Wohin er auch wechseln möchte, fast immer würde er sich verschlechtern und weniger verdienen – oder deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen vorfinden (z.B. längere Arbeitszeiten oder Reisetätigkeit).

Andere Jobs haben meist schlechtere Konditionen

Nehmen wir den durchschnittlichen Banker: Hauptverdiener mit zwei Kindern, laufender Baufinanzierung und Gehalt am oberen Ende des Tarifvertrages und langer Betriebszugehörigkeit, damit quasi unkündbar. Bei einem Wechsel z.B. zu einem Fintech müsste er als Familienvater einen deutlichen Sicherheitsaufschlag auf sein bisheriges Gehalt verlangen, weil er nie wissen kann, ob es das Fintech in einem Jahr noch gibt. Ich kenne allerdings kein Fintech, das mal eben vielleicht 100.000 Euro für einen normalen Mitarbeiter ausgeben könnte. Und andersherum stellt sich die Frage, welche Fähigkeiten ausgerechnet ein Banker mitbringen müsste, damit er einem Fintech einen Mehrwert von deutlich über 100.000 Euro bieten könnte.

Goldener Käfig bringt Besitzstandswahrer hervor

In der Konsequenz kleben Banker an ihrer Bank, zumindest aber an ihrer Branche – egal, ob ihnen der Job gefällt. Sie sind Gefangene im goldenen Käfig des Geldes. Damit geht es Ihnen ähnlich wie z.B. verbeamteten Lehrern. Wenn diese nach 10 Jahren feststellen, dass Schüler nur nerven und der Job blöd ist, können sie trotzdem nicht kündigen, weil sie dann ihre Pensionsansprüche verlieren und sich der Gefahr der Altersarmut aussetzen würden.

Für die Banken ist das aber ein Problem, denn so werden sie zu einem Sammelbecken für viele Besitzstandswahrer, die einfach nur noch die Zeit bis zur Rente absitzen wollen – und das möglichst ohne Veränderungen. In einer Zeit, in der die Branche gerade des vielleicht größten Wandel ihrer Geschichte durchlebt, wären aber frische, veränderungsbereite Mitarbeiter von Nöten. Höchste Zeit also, etwas zu ändern.

Vielleicht würden ja niedrigere Gehälter dem Bankensektor ganz gut tun. Lasst die Banker frei aus ihrem goldenen Käfig. Wer weiß, welche Veränderungskräfte man damit frei setzen könnte.

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