IOTA – die Kryptowährung für das IoT

In der Finanzbranche herrscht derzeit ein riesiger Hype rund um Blockchain und Kryptowährungen. Die meiste Aufmerksamkeit zieht dabei der Platzhirsch Bitcoin auf sich, dessen Kurs sich binnen eines Jahres mehr als verzehnfacht hat. Dabei hat sich zuletzt deutlich gezeigt, dass der Bitcoin nicht das Zeug zur weltweiten Transaktionswährung hat. Mit IOTA steht allerdings bereits ein Neuling an der Startlinie, der dort glänzt, wo Bitcoin schwächelt: bei der Skalierbarkeit. Eine Einordnung.

Die Geburt der Kryptowährungen

Als Satoshi Nakamoto im Jahre 2008 den Bitcoin erstmals in einem Whitepaper beschrieb, war das die Geburtsstunde der sogenannten Kryptowährungen. Ziel von Nakamoto war es, der Welt eine unabhängige Alternative zu beliebig vermehrbaren Zentralbankwährungen zu verschaffen. Klassische Währungen setzen maßgeblich auf das Vertrauen der Nutzer in die Zentralbanken, aber auch in die beteiligten Geschäftsbanken. Zentralbanken können ihre Währungen nach Gutdünken inflationieren, Geschäftsbanken insolvent werden, Konten sperren oder beliebig Transaktionen durchführen oder verhindern. Die entstehenden Overhead-Kosten machen zudem Mikrotransaktionen unwirtschaftlich.

Der Bitcoin versprach hier Besserung. Das System ist dezentral aufgesetzt und verlangt von den Teilnehmern lediglich das Vertrauen in die Software und die Kryptografie hinter der zugrunde liegenden Blockchain. Dieses Vertrauen fußt u.a. auf der Tatsache, dass sämtliche Transaktionen auf der Blockchain transparent und für jeden einsehbar sind. Die Kryptografie sorgt zudem dafür, dass keine zentrale Instanz einfach Transaktionen oder Konten manipulieren kann. Das Konzept des Bitcoin findet weltweit immer mehr Anhänger, was sich in steigenden Kursen an den einschlägigen Börsen zeigt. Gleichzeitig setzt sich aber auch immer stärker die Erkenntnis durch, dass der Bitcoin in seiner heutigen Form nicht als weltweite Transaktionswährung geeignet ist.

Die Schwächen von Bitcoin und der Blockchain

Wie bereits im Juli 2017 in meiner Kolumne in finletter erläutert, ist das System des Bitcoins einfach zu langsam. Und das ist leider systeminhärent, weil im Protokoll sowohl die Anzahl der möglichen Bitcoins sowie die Zeitspanne für die Erzeugung neuer Transaktionsblöcke fest vorgegeben ist. So schafft Bitcoin in seiner ursprünglichen Version gerade einmal 7 (in Worten: sieben) Transaktionen pro Sekunde. Für eine kleine Dorfsparkasse mag das ausreichen – für ein weltweites Zahlungssystem taugt das nicht einmal ansatzweise. Zum Vergleich: das VISA-Netzwerk schafft mehr als 40.000 Transaktionen pro Sekunde. Zwar diskutiert die Bitcoin-Community immer wieder über Weiterentwicklungen des Protokolls, bisherige Anpassungen haben die Geschwindigkeit aber nur minimal verbessern können.

Zudem erfordert das Konzept der Blockchain, dass sämtliche historische Transaktionen dauerhaft in in der Datenbank abgespeichert sind. Mit zunehmender Anzahl an Transaktionen bläht sie sich daher immer weiter auf. Im Oktober 2017 umfasste die Bitcoin-Datenbank bereits mehr als 130 GB – bei eher überschaubaren Umsätzen. Nicht auszudenken, wie riesig sie würde, sollten deutlich mehr Buchungen verarbeitet werden. Die Größe ist insofern ein relevanter Faktor, als dass jeder dezentrale Full Node eine vollständige Kopie der Datenbank vorhalten muss.

Gigantischer Energieverbrauch und hohe Kosten

Je mehr Menschen Bitcoin nutzen wollen, desto langsamer werden Transaktionen ausgeführt. Die Skalierbarkeit ist damit das größte Problem des Bitcoin (aber auch seines geistigen Nachfolgers Ethereum). Hinzu kommt noch ein weiteres Ärgernis. Nakamoto kritisierte ursprünglich, dass die hohen Kosten der Geschäftsbanken Mikrotransaktionen unwirtschaftlich machen. Die von Bitcoin und Ethereum genutzte Blockchain-Technologie setzt allerdings auf das sogenannte ‚Mining‘.

Was in den Anfängen mit geringem Aufwand am heimischen PC funktionierte, erfordert mittlerweile so hohe Rechenpower, dass nur noch wenige große Pools mit spezialisierter Hardware und günstigen Strompreisen überhaupt noch wirtschaftlich Bitcoins produzieren und Transaktionen verarbeiten können. Das Bitcoin-Netzwerk verbraucht mittlerweile mehr Strom als Irland – Tendenz stark steigend. In der Folge steigen auch die Preise des Bitcoin und mit ihnen auch die Transaktionsgebühren, die standardmäßig um 0,0003 BTC liegen. Bei den aktuellen BTC-Kursen ein sehr teures Vergnügen, das die traditionellen Banken im Vergleich als Discounter da stehen lassen. Die Online-Spieleplattform Steam hat deshalb bereits angekündigt, künftig keine Bitcoins mehr als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

IOTA will einen anderen Weg gehen

All diese Nachteile zusammen sorgen dafür, dass sich Bitcoin wohl nie als die weltweite Transaktionswährung durchsetzen wird, wie Nakamoto sie sich erträumt hatte. Das gilt umso mehr für Mashine-2-Mashine-Transaktionen (M2M) rund um den neuen Megatrend des ‚Internet of things‘ (IoT). Wenn hier Maschinen, Roboter und Sensoren untereinander Daten gegen Bezahlung zur Verfügung stellen, braucht es perspektivisch Milliarden von Mikrotransaktionen. Und das nicht im Jahr, sondern täglich. Dafür sind derzeit weder die Bitcoin-Blockchain noch das Ethereum-Netzwerk ausgelegt. Es braucht also einen neuen Ansatz – einen, der skaliert.

Genau in diese Lücke will die Kryptowährung IOTA stoßen. Die wurde erst 2015 erfunden und ist eigens für das Internet of Things und M2M-Zahlungen konzipiert worden. Und sie setzt an den Schwächen der Platzhirsche Bitcoin und Ethereum an. Im Gegensatz zu diesen beiden…

  • … ist IOTA skalierbar und damit für den Massenzahlungsverkehr geeignet
  • … kommt IOTA ohne Mining aus und verbraucht deshalb deutlich weniger Energie
  • … fallen für Zahlungen bei IOTA keine Gebühren an, so dass auch Micropayments wirtschaftlich sind
  • … ist IOTA zudem „quantensicher“ und damit zukunftssicher

Der Tangle als die bessere Blockchain

Dafür setzt IOTA quasi auf die Blockchain der dritten Generation, die in Wirklichkeit gar keine Blockchain mehr ist. „Tangle“ (engl. für ‚Gewirr‘) nennt sich das Verfahren, das für die Bestätigung der Transaktionen genutzt wird. Und der Name ist Programm: wo die Blockchain fein säuberlich Block an Block reiht, verzweigen sich die Transaktionen im Tangle wie Kraut und Rüben. Das ist allerdings kein Bug, sondern das entscheidende Feature. Dieses organisierte Chaos ist der entscheidende Punkt an IOTA.

In der Bitcoin- oder Ethereum-Blockchain müssen Miner die Transaktionen bestätigen und sind damit der Flaschenhals. Bei IOTA dagegen muss jeder Nutzer bei einer Transaktion selbst erst einmal zwei zufällige wartende Transaktionen bestätigen. Damit wird das Netzwerk umso schneller (und sicherer), je mehr Transaktionen die Nutzer tätigen. Und da jeder Nutzer pro Zahlung zwei andere Zahlungen bestätigen muss, kommt das Netzwerk komplett ohne Belohnungen oder Gebühren aus.

Wie IOTA genau funktioniert, hat das Team von Talerbox in diesem tollen YouTube-Video erklärt:

Eine Schwäche bleibt auch bei IOTA

Mit all seinen positiven Eigenschaften positioniert sich IOTA also als ideale Währung für das Internet of Things. Doch wie die meisten anderen Kryptowährungen, enthält auch das Grunddesign von IOTA ein Merkmal, das sich für die Zukunft als Schwäche darstellen könnte: die begrenze Anzahl an Einheiten. Die maximale Anzahl von etwa 2,8 Billiarden IOTA wurde zum Start in einer ‚Genesis-Transaktion‘ herausgegeben. Diese Anzahl ist fix, kann also weder steigen noch sinken. Und wo immer beim Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage das Angebot fix ist, steigt der Kurs mit der Nachfrage. Sprich: je mehr Menschen sich für IOTA interessieren und es für Zahlungen einsetzen wollen, desto stärker wird der Wert der einzelnen IOTAs steigen.

Das ist natürlich für die Initiatoren und frühe Investoren eine tolle Sache, kann man doch mit wenig Aufwand hohe Renditen erzielen. Diese Wertsteigerungen machen eine Währung allerdings unattraktiv für den Zahlungsverkehr: wer gibt schon eine Währung aus, die morgen schon mehr wert ist als heute? Das alte Problem der Deflation, das ganze Volkswirtschaften lähmen kann. Und eine Währung, die niemand ausgeben will, wird kein Massenzahlungsmittel werden. Das zeigt sich schon heute beim Bitcoin: wer vor ein paar Jahren seine Pizza mit 3 Bitcoins bezahlt hat, wird sich bei den heutigen Kursen in den Hintern beißen!

Unabhängig vom Wert der einzelnen Einheiten ergibt sich bei einer fixen Obergrenze ein weiteres Problem. Sollte IOTA tatsächlich die Zahlungswährung für Abermilliarden von Smart Devices werden, könnten die Einheiten irgendwann knapp werden. Immerhin dieses Problem ließe sich aber ggfs. dadurch lösen, dass man einfach Nachkommastellen von IOTAs zulässt.

Fazit

Der Ansatz von IOTA ist grundsätzlich sehr interessant, weil er voll auf die Bedürfnisse des Megatrends ‚Internet of Things‘ ausgerichtet ist. Der Tangle-Ansatz löst die gravierenden Probleme der bisherigen Platzhirsche Bitcoin und Ethereum und hat das Potential, zu einer echten Transaktionswährung für den Massenzahlungsverkehr zu werden. Allerdings ist IOTA derzeit noch in der Betaphase und konkrete Anwendungsfälle sind erst noch in der Entwicklung. Ein erster Ansatz soll ein digitaler Marktplatz für Sensordaten sein.

Zudem muss die UX noch deutlich verbessert sein, denn aktuell spricht die offizielle Wallet nur absolute Nerds an. Für den Durchbruch in der Breite der Gesellschaft muss hier noch spürbar nachgebessert werden – was allerdings für nahezu alle Kryptowährungen gilt.

Veröffentlicht in Fintech Lexikon.

Ein Kommentar

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