Beginners Guide: wie kaufe ich Kryptowährungen?

Im Jahresendspurt 2017 sind die Kurse der meisten Kryptowährungen durch die Decke gegangen. Das hat bei vielen den Medien, aber auch bei vielen interessierten Lesern für erhöhte Aufmerksamkeit geführt. Ich wurde in dieser Zeit oft gefragt, wie man denn überhaupt Bitcoin & Co. kaufen und damit von der Kursrallye profitieren kann. Dieser Artikel gibt die Antwort für Einsteiger.


Grundsätzliches zum Handel mit Kryptowährungen

Bei Kryptowährungen handelt es sich um digitale Güter – und die werden natürlich auch digital gehandelt. Sollte Euch jemand Bitcoin gegen Bares anbieten (das kommt tatsächlich in der Praxis vor), heißt es: skeptisch sein. Denn rund um den Markt haben sich schon vor einigen Jahren professionelle Börsen und Marktplätze entwickelt. Und selbstverständlich laufen hier alle Zahlungen elektronisch.

Die wichtigsten Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether(eum) kann man an einer Vielzahl von Marktplätzen handeln. Viele exotischere Coins wie ‚Ripple‘ oder ‚IOTA‘ sind allerdings nur an wenigen Börsen verfügbar. Die Exoten können zudem oftmals nicht gegen Euro oder US-Dollar erworben werden, sondern müssen in Bitcoin oder Ether bezahlt werden. Wer z.B. Ripple-Coins kaufen möchte, braucht vorher erst einmal Bitcoins zur Bezahlung. Ein nerviger Umweg, der sich wohl erst mit der weiteren Verbreitung der Kryptowährungen erübrigen wird.

Wenn Ihr in dieses Thema einsteigen wollt, solltet Ihr das nur mit Geld machen, dass Ihr übrig habt und dessen Verlust Ihr verkraften könnt. Die Kurse schwanken teilweise um 20 bis 30% an einem Tag. Zeitweise sieht man binnen einer Woche Einbrüche von 50 bis 70%. Betrachtet Euer Investment daher nicht als sichere Vermögensanlage, sondern als hochriskante Spekulation. Tut das nicht auf Kredit und steckt nur einen kleinen Teil Eures Vermögens in Kryptowährungen.

Bekannte Börsen und Marktplätze für Kryptowährungen

Die meisten Handelsplätze von Kryptowährungen gibt es im asiatischen Raum sowie in den USA. Dort war das Interesse einfach viel früher vorhanden, weshalb hier auch die größte Liquidität gegeben ist. Wichtig zu wissen: es gibt in der Regel nicht den einen Kurs für eine Kryptowährung. Stattdessen gibt es teils spürbare Preisunterschiede zwischen den einzelnen Handelsplätzen. Damit sind Arbitrage-Geschäfte hier also teilweise möglich und können für aktive Trader eine solide Ertragsquelle sein. Dafür sollte man sich allerdings vorher intensiv mit der Materie beschäftigen.

Wer Kryptowährungen gegen Euro oder Dollar erwerben möchte, muss in der Regel durch Know-your-Customer-Prozesse durch, die ähnlich wie bei uns laufen. Gerade bei den ausländischen Börsen kann das in unseren Augen ziemlich unbequem sein. Mal muss man Ausweiskopien mailen, ein anderes Mal die Papierrechnung seines örtlichen Versorgers zur Adressbestätigung einreichen. Die Bearbeitungszeiten hierfür können auch mal mehrere Wochen betragen. Gerade für Einsteiger, die endlich loslegen wollen, eine gefühlte Ewigkeit. Wer allerdings nur zwischen verschiedenen Kryptowährungen handeln möchte, kommt meistens mit einem einfachen Registrierungsprozess durch.

Empfohlene Handelsplätze für Einsteiger

Am einfachsten gelingt der Einstieg über Bitcoin.de eine 100%ige Tochter der Fidor Bank aus München. Der Marktplatz listet einfach Angebote und Nachfrage der einzelnen Nutzer auf und man sucht sich seinen Handelspartner aus. Bitcoin.de übernimmt dann die Abwicklung im Hintergrund und stellt dem Nutzer eine Web-Wallet zur Verfügung. Allerdings lassen sich dort mit Bitcoin, Ethereum und den Bitcoin-Abspaltungen Bitcoin Cash und Bitcoin Gold nur die wichtigsten Kryptowährungen handeln. Mit Gebühren zwischen 0,4 und 0,9% gehört Bitcoin.de auch zu den eher teuren Marktplätzen.

Bitcoin.de Marktplatz
So sieht der Marktplatz von Bitcoin.de aus (Quelle: Screenshot)

Die weltweit größten Handelsplätze sind Bitfinex (Hong Kong), Binance (Seychellen), Coinbase (USA) oder Kraken. Hier kann man teilweise über 100 verschiedene Währungspaare handeln. Die Seiten sind oftmals nur auf englisch, die Anmeldung komplizierter – dafür die Gebühren aber spürbar günstiger.

Sicherheit

Wer nennenswerte Beträge in Kryptowährungen investieren möchte, sollte sich über die Sicherheit Gedanken machen. Zwar sind die Währungen als solche auch auf mittlere Sicht technisch sicher, nicht aber die Börsen. In der Vergangenheit haben viele Anleger große Beträge verloren, weil ihre Konten bei den Börsen gehackt wurden. Vor einigen Jahren musste mit ‚Mt. Gox‘ einer der damals weltweit größten Börsen sogar Insolvenz anmelden, weil Hacker Bitcoin-Bestände in Millionenhöhe entwendet hatten. Auch einige der aktuellen Marktführer wurden in der Vergangenheit immer mal wieder Opfer solcher digitalen Bankraube.

Die großen Bestände der Marktplätze sind eben ein lukratives Ziel für die Hacker. Daher wird dringend dazu geraten, seine erworbenen Coins zeitnah nach dem Kauf in eine virtuelle Geldbörse, die sogenannte ‚Wallet‘ zu transferieren. Wer allerdings nur mal reinschnuppern möchte und mit kleineren Beträgen hantiert, kann sich diesen Schritt ggfs sparen. Das ist dann auch wirtschaftlich sinnvoll, da bei den meisten Kryptowährungen Transaktionsgebühren anfallen. Hin und her macht hier die Taschen leer.

Wallets für Kryptowährungen

Bei den meisten Kryptowährungen gibt es für Adressen (Konten) einen öffentlichen und einen privaten Schlüssel. Der öffentliche Schlüssel ist vergleichbar mit einer Kontonummer, die aus einer langen Kette von Buchstaben und Ziffern besteht. Sie ist dem gesamten Netzwerk bekannt und sein Kontostand kann von jedem eingesehen werden. Dem öffentlichen Schlüssel sind keine Kundendaten zugeordnet. Wie bei einem Schweizer Nummernkonto gilt: wenn Sie den öffentlichen Schlüssel vergessen, finden Sie ihr Konto nicht wieder und haben kaum eine Möglichkeit, es wiederzufinden.

Der private Schlüssel ist ein Passwort und der einzige Schlüssel zum Konto. Wer dieses Passwort kennt, kann über das Guthaben verfügen. Wer ihn vergisst, kommt nicht mehr an sein Guthaben heran. Es gibt auch keine zentrale Stelle, die den Zugang wieder freischalten könnte – passt also immer gut auf Euren privaten Schlüssel auf.

Am einfachsten geht das mit einer Wallet. In dieser Wallet werden der öffentliche Schlüssel und der dazugehörige private Schlüssel abgespeichert. Dabei können auch die Schlüssel mehrerer Konten abgespeichert werden.

Diese Arten von Wallets gibt es

Es gibt fünf Arten von Wallets, zwischen denen sich Nutzer entscheiden können. Desktop-Wallets sind Anwendungen für den heimischen PC oder Mac, also immobil. Web-Wallets sind Online-Dienste, die sie von überall via Internet nutzen können. App-/Mobile-Wallets sind dagegen Apps, die man auf seinem Smartphone installiert, so dass man die Wallet immer dabei hat.

Alle diese Wallets setzen natürlich voraus, dass ich dem Anbieter vertraue, denn er speichert sowohl die Kontonummer als auch das Passwort dazu – und könnte damit theoretisch über das Guthaben verfügen. Bei der Auswahl sollte man sich also sorgfältig informieren.

Daneben gibt es auch Hardware-Wallets, bei denen die Schlüssel in einem speziellen USB-Stick gespeichert werden, der normalerweise verschlüsselt wird und seinen Inhalt nur gegen Eingabe einer PIN preisgibt. Die bekannteste Hardware-Wallet ist der Ledger Nano S (**Werbe-/Affiliate Link). Last but not least ist das noch die Paper-Wallet: ich schreibe mir beide Schlüssel auf ein Stück Papier und lege sie in mein Bankschließfach oder die Schreibtischschublade.

So sieht es mit den Steuern aus*

Nur weil Kryptowährungen neu und unreguliert sind, heißt das nicht, dass das Finanzamt nicht teilhaben möchte. Auch Gewinne aus diesen Spekulationen sind regelmäßig im Rahmen der Einkommensteuererklärung anzugeben.

Der Fiskus sieht sie aktuell als Gewinne aus privaten Veräußerungsgeschäften nach §23 EStG. Hier gilt grundsätzlich, dass Gewinne nach Ablauf einer Spekulationsfrist von 1 Jahr steuerfrei sind. Verkauft man vorher, gibt es eine Freigrenze von aktuell 600 Euro, bis zu der Gewinne ebenfalls steuerfrei sind. Liegt man auch nur einen Cent über dieser Grenze, werden allerdings sämtliche Gewinne mit dem persönlichen Steuersatz belastet. Zudem gibt es eine weitere Besonderheit: wer Coins kauft und zwischenzeitlich gegen Zinsen verleiht (gibt es auch), dessen Spekulationsfrist verlängert sich auf 10 Jahre.

Da es für Gewinne nach §23 keine Freistellungsaufträge oder Abschlagssteuern gibt, muss sich der Anleger selbst um die Versteuerung kümmern und entsprechend Geld von den Gewinnen beiseite legen. Wer viel handelt, muss sich selbst eine Aufstellung über seine Käufe und Verkäufe anfertigen, um seine Gewinne zu ermitteln und dem Finanzamt gegenüber belegen zu können.

Besondere Steuerfälle*

Steuerrechtlich werden die Gewinne übrigens regelmäßig „First in – first out“ berechnet. Man geht also davon aus, dass man die ältesten Coins als erstes verkauft. Komplex wird es, wenn man nicht mit oder gegen Euros kauft bzw. verkauft, sondern verschiedene Kryptowährungen gegeneinander handelt. Fiskalisch stellt auch das eine Veräußerung dar, bei der Gewinne realisiert werden können. Diese Berechnung kann dann allerdings sehr aufwändig werden.

Achtung: wer selbst als Miner aktiv ist, betreibt rechtlich gesehen einen Gewerbebetrieb – weil damit immer eine sogenannte „Gewinnerzielungsabsicht“ verbunden ist. Das bedeutet neben der notwendigen Gewerbeanmeldung auch, dass der Gegenwert der so gewonnenen Coins als Einkünfte aus Gewerbebetrieb in der Steuererklärung angegeben werden muss. Im Gegenzug könnt Ihr dann allerdings auch die Kosten (Stromkosten, Abschreibung auf die Hardware) als Betriebsaufwand gegenrechnen.

Weitere Informationsquellen

Dieser Artikel kann natürlich nicht viel mehr, als Euch einen ersten Eindruck zu vermitteln. Falls Ihr wirklich ernsthaft mit Kryptowährungen handeln wollt, solltet Ihr euch dringend tiefergehendes Wissen aneignen. Hier findet Ihr einige Seiten, die euch dabei helfen können:

Bitcoin.org: Wie der Name bereits vermuten lässt, erfahrt Ihr hier alles über Bitcoin. Neben Hintergrundwissen erfahrt Ihr auch, welche Wallets es gibt.

BTC-Echo.de: Auf dieser deutschsprachigen Seite dreht sich alles um Bitcoin, Ethereum und andere Kryptowährungen.

* Alle Ausführungen in diesem Absatz stellen lediglich meinen aktuellen Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Textes dar. Es handelt sich ausdrücklich nicht um eine Steuerberatung. Für genauere Informationen wenden Sie sich bitte an Ihren Steuerberater oder Ihr zuständiges Finanzamt!

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