Tschüss Portemonnaie: Bezahl-Apps liegen im Trend, oder?

Die Corona Pandemie hat so einiges verändert, auch das Bezahlverhalten der Deutschen. Noch vor zwei Jahren war das kontaktlose Bezahlen ein „Nice-To-Have“ – 45% der Teilnehmer einer Studie hatten noch nie „per Auflegen“ bezahlt. Jetzt, Ende 2021, hat sich das Blatt gewendet. In einem Gastbeitrag von April 2020 haben wir bereits deutlich gezeigt, dass Kartenzahlung boomt. Heute gehen wir sogar einen Schritt weiter und stellen fest – mobile Payment nimmt mehr und mehr Fahrt auf. Das sagen zumindest die Ergebnisse einer repräsentativen Studie der Hochschule Fresenius, die mit Unterstützung des Payment Dienstleisters Bezahlexperten entstanden ist. Hierzu wurden 500 Teilnehmende zwischen 18 und 74 Jahren zum Thema Bezahl-Apps befragt.
Ein Gastbeitrag von Joachim Feger.

Plastikkarte adé – Das ist zumindest bei 41% der Studienteilnehmenden der Fall, denn sie benutzen bereits eine App zum mobilen Bezahlen. Insgesamt haben sich bereits fast die Hälfte (46%), aus Eigeninteresse oder auf Rat von ihrem Umfeld, bereits mit dem Thema auseinandergesetzt. Wer also aktiv recherchiert und sich informiert wird auch zum Nutzer, mit nur sehr wenigen Ausnahmen.

Wer macht das Rennen: Google oder Apple Pay?

Mit dem Smartphone schnell und unkompliziert bezahlen ist in Zeiten fortschreitender Digitalisierung nicht mehr schwer. Diverse Anbieter von kontaktlosen Zahlungsmethoden wie Apple Pay, Google Pay oder Banken vereinfachen den Zugang für jeden. Hätten Sie aber gedacht, dass die zwei Tech-Giganten Apple und Google nicht die erste Wahl sind? Aus unserer Umfrage geht hervor, dass 41% der Teilnehmenden die App ihrer Bank nutzen. Google und Apple Pay teilen sich den zweiten Platz mit 31%. Das Vertrauen in das Institut, wo das eigene Geld liegt, ist also am größten. Spannend ist auch, dass aus der Gruppe der App-User mehr als 2 von 3 (69%) Nutzern die Girocard in der App hinterlegen, tendenziell mehr Frauen. 53 Prozent haben das PayPal Konto gekoppelt und 45% die Kreditkarte (eher Männer).

Die Infografik zeigt, wie viele Kunden bereits Bezahl-Apps nutzen und welche Zahlungsmittel hinterlegt werden.
Welche Bezahl-Apps nutzen die Befragten? (Quelle: Bezahlexperten)

Auch Corona beeinflusst die Bezahl-App Nutzung

Doch warum genau werden Apps zum mobilen Bezahlen genutzt oder eben nicht? Ein klarer Vorteil ist für knapp 68% der Umfrageteilnehmenden, dass sie das Portemonnaie nicht immer bei sich tragen müssen. Keine Sucherei, wenn die Geldbörse mal wieder verlegt wurde, kein zusätzlicher Ballast, wenn man das Haus verlässt. Als zweiter Grund wird von 58% der Nutzer angeben, dass sie an technischen Neuerungen interessiert sind und eben deshalb eine Bezahl-App nutzen. Ein weiterer ausschlaggebender und auch wahrscheinlich der Corona Pandemie zuzuschreibender Punkt ist die Hygiene. Rund 50% nutzen das Smartphone zum Bezahlen, weil der Vorgang ohne jeglichen Kontakt mit einem Zweitgerät oder einer anderen Person von statten geht.  

Trotz der plausiblen Vorteile haben sich auch Nutzungsbarrieren aufgebaut. Die Sicherheit der Daten steht 66% denen im Weg, die noch keine Bezahl-App nutzen. Doch viele wissen nicht, dass diese Sorge eigentlich unberechtigt ist, denn beim mobilen Bezahlen wird lediglich ein sogenanntes Token bei NFC mit dem Kartenterminal ausgetauscht und nicht die persönlichen Kundendaten. Mit fast 30% weniger (39%) wird als Grund angegeben, dass zu viele Parteien in den Zahlvorgang involviert sind. Allerdings trifft dies auch nur zu, wenn Apple oder Google Pay verwendet wird. Ein Drittel der Umfrageteilnehmenden sieht einfach keinen höheren Nutzen im mobilen Bezahlen.

DIe Infografik zeigt, warum Menschen Bezahl-Apps nutzen - und welche Gründe sie davon abhalten.
Warum nutzen Menschen Bezahl-Apps? (Quelle: Bezahlexperten)

Es fängt bereits damit an, dass zwei Drittel der Teilnehmenden nicht wissen, wofür NFC-Technik steht.

Exkurs – Wissen Sie, was NFC bedeutet?

  • Je eher sich Personen mit Bezahl-Apps auseinandergesetzt haben, desto eher ist NFC bekannt (55% unter Nutzer und Interessenten)
  • Das Wissen ist tendenziell eher unter Männern (47%) und Personen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren (57%) vorhanden.
  • Außerdem wissen eher Personen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 4.000€ (53%) und Personen mit höherer Bildung (51%) wofür NFC-technologie steht.

Technikfreak = Bezahl-App Nutzer?

Lassen sich die Erkenntnisse aus dem Wissen über Near Field Communication auch auf die Nutzung von Mobile Payment Apps übertragen? Wie sich der typische Nutzer aus und zeigen sich überhaupt spezielle Eigenschaften der Anwender?
Tatsächlich nutzen eher männliche Personen eine App zum Bezahlen (59%) und gehören der jüngeren Generation zwischen 18 und 39 Jahren an. Auch der höhere Bildungsstand und die Tendenz zum höheren Gehalt stimmen mit dem Wissen über NFC-Technik überein.

Die Infografik beschreibt des typischen Nutzer von Bezahl-Apps.
WIe sieht der typische Bezahl-App-Nutzer aus? (Quelle: Bezahlexperten)

Eins ist klar: Das Potenzial für den Mobile Payment Markt ist groß. Nun ist es an der Zeit, dieses zu nutzen und alle Datenskeptiker und Unwissende aufzuklären. Es schadet nie ein wenig über den Tellerrand zu schauen und sich von Neuerungen überzeugen zu lassen. Bezahl-Apps sind mittlerweile im Alltag vieler Menschen angekommen und sind eine gute Ergänzung für die Zahlung mit Bargeld oder der Karte. Kontaktlose Zahlungen werden bereits von 42% der Studienteilnehmenden dem Bargeld vorgezogen und auch in der Zufriedenheit spiegeln sich die Vorteile von Bezahl-Apps wider: 4 von 5 Personen (79%), die via App bezahlen sind auch mit dieser zufrieden.

Ergebnisse im Überblick:

  • Bekanntheit nimmt zu: 46% aller Befragten haben sich schon mit dem Bezahlen per App beschäftigt
  • Bezahl-Apps werden vielfach genutzt: knapp 25% der Befragten gaben an, ein- oder mehrmals pro Woche per App zu bezahlen
  • Typische Nutzer von Bezahl-Apps sind überwiegend männlich (59%), zwischen 18 und 39 Jahren (63%) mit höherem Gehalt und höherem Bildungsstand
  • Gründe, warum Bezahl-Apps genutzt werden:
    • Um kein Portemonnaie mehr mitnehmen zu müssen (68%)
    • Interesse an technischen Neuerungen (58%)
    • Bezahlvorgang wird als hygienischer empfunden wird (50%)
  • Gründe, warum Bezahl-Apps nicht genutzt werden:
    • Angst um die Datensicherheit (66%)
    • Es wird kein Nutzen beim Bezahlen per Smartphone gesehen (33%)
  • Bargeld adé: 42% ziehen eine Zahlung per Karte oder Smartphone dem Bargeld vor
  • 31% der Befragungsteilnehmer, die noch keine App nutzen, würden sehr wahrscheinlich eine App nutzen, wenn ein App-Anbieter morgen auf sie zukommen würde

Über den Autor

Joachim Feger ist Payment-Experte und Mitgründer des kaufmännischen Netzbetreibers Bezahlexperten. Seit 2018 vertreibt der Payment-Dienstleister stationäre und mobile Kartenterminals ausschließlich online. Fokus der Bezahlexperten sind sämtliche KMUs, die Kartenzahlung anbieten möchten und sich erstmalig mit diesem Thema beschäftigen.

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