Fintech News – FLEX Payment auf Kurs

Das Hamburger Fintech FLEX Payment bietet kleinen und mittleren Unternehmen sowie Freelancern über seine Internet-Plattform den Zugang zu einer einfachen Factoring-Lösung, mit der sie Rechnungen vorfinanzieren können. Im persönlichen Gespräch berichtet CO-Gründer Cemil Arslan über die bisherige Wachstumsstory und die weiteren Pläne.

FLEX Payment mit starkem organischen Wachstum

Als ich im Dezember nach dem Pitch bei Finance meets Fintech mein Portrait von FLEX Payment veröffentlichte, konnte das Startup von gerade einmal jeweils 500.000 Euro Factoring-Volumen in den ersten beiden Geschäftsjahren berichten. In 2015 konnte das allerdings schon spürbar gesteigert werden und im Dezember konnten immerhin schon 200.000 Euro in nur einem einzigen Monat vorfinanziert werden.

Aber die Hamburger hatten große Pläne: in 2016 sollten nicht weniger als 10 Mio. Euro Factoring-Volumen umgesetzt werden. Das klang damals sehr ambitioniert – und ich hatte ehrlich gesagt so meine Zweifel, ob diese Wachstumsraten tatsächlich realisiert werden können. Neun Monate später kann mich Cemil Arslan eines Besseren belehren.

Zuletzt wurde die Millionengrenze überschritten – pro Monat wohlgemerkt! Und so hält FLEX Payment denn auch an seiner damaligen Planung fest, im Gesamtjahr 2016 die 10-Millionen-Grenze zu knacken. Und damit nicht genug: von der bisherigen Entwicklung ermutigt, kündigt Arslan für 2017 eine weitere Verzehnfachung des Geschäftsvolumens an.

Neue Finanzierungslinie – und bald auch VC?

Möglich wurde dieses starke organische Wachstum dadurch, dass die bisherige Familiy & Friends-Finanzierung durch eine professionelle Finanzierungslinie ergänzt wurde. So stehen aktuell 3 Mio. Euro für die Refinanzierung von Rechnungen zur Verfügung – und darüber hinaus die Option auf eine Erweiterung der Linie auf bis zu 10 Millionen. Mit dieser Linie im Rücken wäre das angestrebte Factoring-Volumen auf jeden Fall problemlos darstellbar.

Screenshot FLEX Payment-Homepage

Screenshot FLEX Payment-Homepage (Quelle: FLEX Payment)

Um das Wachstum weiter zu befeuern, will FLEX Payment künftig stärker mit Banken kooperieren. Diese können – oder wollen – ihren Kleinstkunden aus Kostengründen in der Regel kein Factoring anbieten. Über eine Art Affiliate-Programm könnten Partnerbanken solche Kunden gegen eine Provision an das Fintech vermitteln. Der Kunde bekäme damit Zugang zum Factoring, die Bank eine Provision und FLEX Payment neue Kunden. Weitere potentielle Vermittlungspartner sollen darüber hinaus noch identifiziert werden.

Außerdem sollen derzeit aussichtsreiche Verhandlungen mit VC-Gebern laufen – wobei Arslan zum jetzigen Zeitpunkt weder zum Namen noch zum Investitionsvolumen konkret werden möchte. Eigentlich benötige FLEX Payment zwar derzeit kein weiteres Kapital, da man bereits profitabel arbeite und organisch wachse. Allerdings sei jetzt ein Zeitpunkt gekommen, an dem man sich entscheiden müsse, ob man weiterhin organisch wachsen wolle, oder zum großen Sprung ansetzen will.

Deutscher Markt noch unterentwickelt

Der Markt für Invoice Finance ist in den USA und in UK zuletzt sehr dynamisch gewachsen. US-Marktführer Fundbox hat seit Gründung bereits 30 Mrd. an Rechnungen vorfinanziert, MarketInvoice finanzierte in UK z.B. 300 Mio. GBP in 2015.

FLEX Payment - Übersicht Invoice Finance

Invoice Finance in US & UK (Quelle: FLEX Payment)

Der deutsche Markt gilt dagegen noch als unterentwickelt. Diese Kombination ruft allerdings neue Wettbewerber auf den Plan. So kursieren in der Branche Gerüchte, wonach zwei ernst zu nehmende Neulinge kurz vor dem Markteintritt stehen.

Zum einem soll ein Duo von Ex-Lendico-Mitarbeitern seine Rocket-Internet-Erfahrungen mit Copy-Cat-Modellen nutzen. Hier sollen angeblich die angekauften Rechnungsforderungen in einem automatisierten Auktionsverfahren direkt wieder an interessierte Investoren versteigert werden. So ist die Refinanzierung gleich gesichert. Was für die Gründer sehr interessant ist, könnte allerdings potentielle Kunden verschrecken, besteht doch die Gefahr, dass hier Konkurrenten oder andere unerwünschte Dritte diese Forderungen aufkaufen.

Außerdem wird der Ex-Kreditech-CEO Sebastian Diemer als weiterer Neueinsteiger im Invoice Financing gehandelt. Allerdings soll hier das genaue Geschäftsmodell derzeit noch nicht genau feststehen. Sein Erfahrungshintergrund im Umgang mit Kreditrisiken dürfte allerdings sehr hilfreich sein.

Insgesamt sieht Arslan trotz der neuen Konkurrenz positiv in die Zukunft. Denn noch ist Factoring bei vielen kleinen Geschäftskunden recht unbekannt. FLEX Payment muss derzeit also noch sehr viel Aufklärungsarbeit leisten. Neue Wettbewerber würden da mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und den Markt vergrößern. Invoice Financing könnte damit eines der großen Fintech-Themen in 2017 werden – und FLEX Payment sieht er da in einer guten Ausgangsposition.

Was haltet Ihr von FLEX Payment? Und wird Invoice Finance eines der Fintech-Themen in 2017? Schreibt mir eure Meinung als Kommentar unter diesen Post.

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