Mein Überblick über die aktuellen Nachrichten zu Fintech, Insurtech und Banken. Diese Woche u.a. dabei: Neuer Fintech-Company Builder in München, Russland will Krypto-Rubel einführen, Bitcoin-Kurs auf neuem Rekordhoch, Commerzbank warnt vor Zäsur, PayPal übertrifft Analysten-Prognosen. Die Fintech und Banking News der Woche.
Fintech News
Neuer Fintech-Company Builder in München
Konkurrenz für den erfolgreichen Company Builder FinLeap aus Berlin? Drei ehemalige treefin-Gründer nutzen den Exit-Erlös aus dem Verkauf an die Versicherungsgruppe W&W für die Gründung von Finconomy in München. Anders als FinLeap will man aber keine B2C-Angebote an den Start bringen, sondern ihre Dienste White-Label für Corporates anbieten, die das Thema Digitalisierung nicht aus eigener Kraft schaffen – und davon dürfte es eine ganze Menge geben… Gründerszene, IT Finanzmagazin. Finanz-Szene
Russland will Krypto-Rubel einführen
Nachdem sich die russischen Behörden zuletzt klar gegen Kryptowährungen positioniert haben, gab es diese Woche eine Überraschung. Medienberichten zufolge will Russland einen staatlichen Kryptorubel einführen. Dieser würde von den Behörden ausgegeben und kontrolliert – ein dezentrales Mining wäre nicht möglich. Hintergrund dieser Kehrtwende ist die Befürchtung, dass ansonsten die Nachbarn Russlands ihnen sonst mit einer eigenen Kryptowährung zuvorkommen könnten. Der Kryptorubel kann jederzeit gegen klassische Rubel eingetauscht werden. Wer die Herkunft nicht nachweisen kann, muss allerdings eine Steuer von 13% abführen. Handelsblatt, Reuters (engl.), Cointelegraph (engl.), TechCrunch (engl.)
Bitcoin-Kurs auf neuem Rekordhoch
Der Kurs des Bitcoins eilt unterdessen von Rekord zu Rekord. Nachdem die magische Marke von 5.000 US-Dollar je Bitcoin Anfag der Woche gefallen ist, scheint es für die Spekulanten kein Halten mehr zu geben. Die nächste Marke von 6.000 US-Dollar ist bereits in Sicht – allerdings bei extremer Volatilität. Damit nimmt die Kursentwicklung immer bizarrere Züge an und erinnert stark an die dotcom-Blase. Wer trotzdem investieren möchte, sollte lieber nicht Haus und Hof darauf verwetten. Manager Magazin, Business Insider, Heise
Rund um Insurtech
Banking‑Revolut, Allianz & Simplesurance stellen Versicherungsprodukt vor
Werden wir als nächstes eine noch stärkere Konvergenz zwischen Banking, Versicherern und FinTechs sehen? Es scheint so. Einen Vorgeschmack liefert die Kooperation zwischen dem Banking-FinTech Revolut (mehr…), der Allianz und dem InsurTech Simplesurance. Das Produkt ist dabei fast Nebensache: Eine Smartphone-Versicherung für unter 4 € pro Monat. IT Finanzmagazin
Vermittler sind nur Vertriebskanal, weil sie Informations-Gatekeeper seien
Das IBM Institute for Business Value (IBV) richtet sich mit einem neuen Leitfaden für Versicherer an alle, die sich mit dem strategischen Wert von Daten als Ressource der Zukunft befassen. Die zentralen Aussagen der neuen Studie: Daten sind die vorrangige Ressource und das Herzstück einer vernetzten Welt. Einer der Hauptgründe, warum Vermittler immer noch der mächtigste Versicherungsvertriebskanal sind, ist, dass sie die Gatekeeper von Informationen sind: Sie kennen ihre Kunden in der Regel am besten, besser als der Versicherer selbst. IT Finanzmagazin
Banking News
Commerzbank warnt vor Zäsur
Die teilverstaatlichte Commerzbank warnt ihre Kunden aktuell von Banken! In einem Papier der Research-Abteilung wirft die Frage auf, ob Banken langfristig noch ihre Anleihegläubiger bedienen können. Hintergrund dieser Befürchtungen sind nicht etwa Regulatorik oder Zinstief, sondern die Frage, ob und wie die Banken die Digitalisierung meistern. Finanz-Szene
IT-Probleme bei der Netbank
Als älteste deutsche Internetbank sollte die Netbank ihre IT eigentlich im Griff haben. Seit einer IT-Migration berichten Kunden über anhaltende Probleme mit dem Banking. Hintergrund der Migration ist die Übernahme der ursprünglich von den Sparda-Banken gegründete Bank durch die Augsburger Aktienbank im Jahr 2015. Wirtschaftswoche
Payment News
PayPal übertrifft Analysten-Prognosen
Die ehemalige eBay-Tochter eilt von Erfolg zu Erfolg und macht seine Anleger damit glücklich. Allein im dritten Quartal ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21% auf 3,2 Mrd. US-Dollar gestiegen. Der Gewinn legte um 18% auf 380 Mio. US-Dollar zu. Der Payment-Anbieter ist an der Börse mit 80 Mrd. US-Dollar mittlerweile in einer Liga mit den großen Kreditkartenfirmen und wertvoller, alle alle deutschen Banken zusammen. Handelsblatt, PYMNTS (engl.)
PayPal-Tochter Venmo wird Online Payment-Anbieter
Bisher können Kunden der PayPal-Tochter Venmo den Dienst ausschließlich für Peer-to-Peer-Zahlungen nutzen. Das soll sich aber zukünftig ändern. Dann sollen die Nutzer über den Dienst auch beim Online Shopping bezahlen können. Bis zu 2 Millionen US-Retailer sollen kurzfristig in der Lage sein, Zahlungen über die Mobile App zu akzeptieren. Reuters (engl.), TechCrunch (engl.)
Boston Consulting Group sorgt sich um den Zahlungsverkehrsstandort Deutschland
BCG-Seniorpartner Niclas Storz warnt laut Handelsblatt im Report „Global Payments 2017“: „Deutschland war einmal Vorreiter bei Innovationen im Zahlungsbereich und im elektronischen Zahlungsverkehr, droht aber jetzt den Anschluss zu verlieren“. Die Deutschen würden aber zu sehr am Bargeld hängen und deshalb Innovationen keinen Raum bieten. Einer der Gründe sei auch ein tiefes Misstrauen in Bezug auf die Sicherheit bargeldloser Zahlungen. Handelsblatt
Stellt SEQR sein Mobile Payment-Angebot ein?
Payment-Nerds hierzulande müssen ja auch weiterhin auf ApplePay, AndroidPay oder SamsungPay warten. Wer heute schon mobile bezahlen möchte, kann das derzeit u.a. mit SEQR tun (unter Android). Das funktioniert nach eigener Erfahrung auch sehr gut – allerdings wahrscheinlich nicht mehr lang. Der Entwickler von SEQR, die schwedische Seamless prüft Medienberichten zufolge, seinen B2C-Dienst einzustellen. Wäre schade drum. FinExtra (engl.)
Branchen-Shortcuts
P2P-Payment: Cringle erhält Finanzierung durch IBB (Pressemitteilgung) +++ In Österreich: N26 erweitert seine Produktpalette (Die Presse) +++ Online Payment: Amazon kauft Zahlungsdienstleister CASHU (Wirtschaftswoche) +++ Softwareanbieter für Payment: JP Morgan kauft WePay (Handelsblatt) +++ Hydrominder: zwei Österreicherinnen wollen per ICO 65m Euro einnehmen (Gründerszene) +++ Verdecktes Kryptomining: 500 Millionen Internetnutzer betroffen (t3n) +++ Mobile Payment: ApplePay wohl vor Start in Finnland, Schweden und Dänemark (9to5 Mac/engl.) +++ ICOs: Deutsche Wagniskapital-Geber investieren massiv in Token (Manager Magazin)
Fintech Veranstaltungen
Fintech Week Hamburg 2017 – 06. – 12.11.2017 in Hamburg
„Eine Woche. Eine Stadt. Das Beste zur Zukunft der Finanzen.“ Das ist das Motto der Fintech Week Hamburg 2017. Nach der erfolgreichen Auftakt-Reihe im letzten Jahr, soll das Programm in diesem Jahr noch umfangreicher, aber gleichzeitig vielfältiger werden. Informationen
Finanzdienstleister der nächsten Generation – 07.11.2017 in Hamburg
Eine der Ankerveranstaltungen der Fintech Week Hamburg wird auch dieses Jahr wieder die große Konferenz der Frankfurt School of Business. Gespickt mich hochrangigen Speakern bietet sich diese Veranstaltung zum Netzwerken mit Fach- und Führungskräften aus der alten Finanzbranche. Informationen.
Studienüberblick
Effiziente FinTech-Strategien sind noch Mangelware
Sind FinTechs eine Bedrohung für die Banken? Je nach Cosultant, den man fragt, bekommt man eine andere Einschätzung. BLC glaubt, dass Banken und Sparkassen die FinTechs nicht als Bedrohung sehen (mehr…). KPMG dagegen schon. Das sei das Ergebnis einer aktuellen Studie, in der Führungskräfte und Entscheider von mehr als 160 Finanzunternehmen aus 36 Ländern befragt wurden; darunter Banken, Versicherer und Vermögensverwalter. IT Finanzmagazin, Studie
Sparkassen und Genossenschaftsbanken nehmen Fintechs nicht als Bedrohung wahr
„Erträge steigern und die anhaltende Niedrigzinsphase“: Jeweils 52 Prozent befragter Vorstände und leitender Angestellter der regional verankerten Geldinstitute messen diesen Herausforderungen eine sehr große Bedeutung zu. Die Digitalisierung und die Konkurrenz durch FinTechs machen den Instituten dagegen erstaunlich wenig zu schaffen. Das zeigt die aktuelle „Fusionen-Studie 2017“ der Unternehmensberatung Berg, Lund & Company. IT Finanzmagazin
Artikel der Woche
„Diese fünf Blockchain-Initiativen sollten CFOs kennen“ – Finance Magazin
Die Blockchain ist in Finanzkreisen ja in aller Munde. Aber irgendwie sieht man bisher kaum konkrete Anwendungsfälle. Dieser Artikel im Finance Magazin gibt einen Überblick über fünf konkrete Projekte, die für Finanz-Chefs interessant sein könnten.
„Totgesagte leben länger“ – Der Bank Blog
„Warum man Banken weiterhin braucht“. Diese Frage stellen sich derzeit viele Bankvorstände. Lucas Gnehm beschreibt in seinem interessanten Artikel im Bank Blog, worin der Mehrwert von Banken besteht .
„Die Fintech-Hauptstadt“ – Süddeutsche Zeitung
Die Bankenhauptstadt Deutschlands ist ganz klar Frankfurt/Main. In Sachen Fintech muss sich Mainmetropole allerdings der Hauptstadt Berlin den Vortritt lassen. Die heimliche Fintech-Hauptstadt ist nach Meinung von Heinz-Roger Dohms aber eine ganz andere: nämlich München. Warum er dieser Meinung ist, begründet er im Artikel.
„Another way fintech will redefine banking“ – American Banker (engl.)
Dass Internetkonzerne und Fintechs die Bankenbranche durcheinander wirbeln, dürfte kaum einer bestreiten. Die Innovationsführer treiben die Banken an und liefern tolle, kostengünstige Dienste und Produkte für die Kunden. Chris Skinner sieht aber auch eine Kehrseite. Weil die Fintechs den Banken die Margen in einigen Bereichen kaputt machen, können die andere Produkte nicht mehr quersubventionieren. Für Kunden könnte das zum Nachteil werden.
„Diese Familie hat Haus und Autos für Bitcoins verhökert“ – t3n
Alles auf eine Karte setzt eine niederländische Familie. Die hat ihr ganzes Hab und Gut (inkl. Eigenheim) verkauft und der Kauferlös in Bitcoin investiert. Natürlich in der Hoffnung, durch die derzeitigen Kurshöhenflüge in Zukunft richtig Kasse zu machen. Kann gut gehen, muss es aber nicht. Eine Meldung ist es allemal wert.
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Die Analysten bei der CBK haben wohl nach qualifizierten Meinungen schon heisse Ohren. Bei solchen Banken muss alles auf Verkauf und die Einlagen sollten besser auch woanders hin.
Aber Recht haben die Analysten ja mit ihrer Warnung – nur passt das sicherlich dem Vorstand nicht, der sich in Sachen Digitalisierung ja gerade wieder zurückzieht. Wenn sich die Banken nicht radikal digitalisieren, würde ich nicht darauf wetten, dass es sie in 10 Jahren noch in relevanter Größe und Bedeutung gibt.