Wie sich die Zeiten ändern! Wer als (Fintech-)Startup Kapital benötigte, musste sich bisher in der Regel einen Business Angel oder Venture Capital-Geber besorgen. Doch seit Mitte 2017 zeichnet sich eine neue Alternative durch rasante Wachstumsraten aus: der ICO. Auch die deutsche Fintech-Szene ist mittlerweile auf diesen Zug aufgesprungen. Aktuell läuft das Initial Coin Offering von Savedroid, der innovativen Spar-App mit dem kleinen Droiden.
Savedroid als smarter Sparhelfer
Über den kleinen Sparhelfer Savedroid hatte ich seinerzeit schon in der Frühphase nach dem Go-Live einen Testbericht im IT Finanzmagazin geschrieben. Im Kern geht es darum, die Nutzer bei Erreichen überschaubarer Sparziele mit einer technsichen Lösung zu unterstützen. Das neue Rennrad für 2.000 Euro, den Karibik-Urlaub für 5.000 Euro oder auch das neue iPhone für 1.000 Euro. Mit einfachen Wenn-Dann-Regeln („Smoove“) kann der Anwender Geld von seinem Girokonto auf sein Savedroid-Konto übertragen lassen. Als Belohnung für ein erreichtes Sportziel (oder auch als Strafe für’s Verpassen) oder auch bei überbordender Nutzung des Smartphones oder einer bestimmten App.
Savedroid Banner mit Claim: Spar dich glücklich (Quelle: Savedroid/Pressekit)
Seit dem Artikel hat das Savedroid-Team die App kontinuierlich weiterentwickelt. So kann beispielsweise das angesparte Guthaben mittlerweile mit einer virtuellen MasterCard direkt im Online-Shop ausgegeben werden. Wer also sein Sparziel endlich erreicht hat, muss das Geld nicht erst umständlich wieder auf sein Girokonto umbuchen. Hinzu kommen erste Spartipps, mit denen Nutzer ihre laufenden Kosten reduzieren können, damit mehr Geld zum Sparen übrig bleibt. Mit dem passenden Smoove können die Ersparnisse zum bisherigen Tarif oder ein eventueller Bonus automatisch angespart werden.
Das alles scheint gut anzukommen. Die App wurde laut Firmenangaben seit dem Start Mitte 2016 immerhin über 200.000 Mal heruntergeladen. Wie viele davon aktive Nutzer sind, wird nicht veröffentlicht, wohl aber dass der Großteil von ihnen zwischen 18 und 34 Jahre alt ist – und sich erstaunlicherweise etwa 50:50 auf Männer und Frauen verteilt. Über 10 Millionen Spartransaktionen wurden durchgeführt, das Volumen bleibt allerdings geheim.
Künftig auch in Kryptowährungen sparen
Bisher werden die kleinen und großen Sparbeträge auf ein unverzinstes Sparkonto bei der Wirecard Bank übertragen und dort angesammelt. Angesichts des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes ist das für die meist kurzfristigen Sparziele grundsätzlich in Ordnung. Für einen längerfristigen Vermögensaufbau bieten sich dagegen renditeträchtigere Anlagen wie Wertpapiere deutlich mehr an. Für die doch sehr tech-affine Zielgruppe von Savedroid soll es deshalb nun künftig eine neue Möglichkeit des Vermögensaufbaus geben. Und dabei geht es nicht um Aktien oder Fonds, sondern um Kryptowährungen.
Diese zu kaufen, ist derzeit eher unkomfortabel und damit leider eher etwas für Nerds. Genau hier will Savedroid ansetzen und das regelmäßige Sparen in Kryptowährungen für die Breite der Gesellschaft vereinfachen. Bereits in 2018 soll laut Unternehmens-Roadmap das automatisierte Investieren in bekannte Coins wie Bitcoin, Ethereum und Bitcoin Cash, aber auch in weitere Altcoins wie Ripple, Litecoin, IOTA, Dash, Stellar möglich werden. Ab 2019 soll ein selbst lernender Algorithmus Konvertierungen zwischen den Coins und Bezahlvorgänge mit den Coins vereinfachen. In der letzten Ausbaustufe sollen ab 2020 smarte Algorithmen den Aufbau diversifizierter Portfolios bieten, aus denen man dann regelmäßige Erträge erwirtschaften kann.
Anschubfinanzierung per ICO
Diese Pläne umzusetzen wird für das recht junge Fintech alles andere als trivial. Für den Aufbau der Plattform und der Algorithmen braucht es hoch spezialisierte Entwickler, Krypto-Profis und sicherlich auch teure Rechtsberatung. Da sich die hohen Investitionen zudem nur lohnen, wenn die Kosten auf eine möglichst breite Anwenderschaft verteilt werden können, braucht es eine massive Marketingoffensive.
Gruppenbild mit Hund: Das Gründerteam von Savedroid (Quelle: Savedoid/Pressekit)
All das kostet Unsummen an Geld, welches das Unternehmen trotz einiger erfolgreicher Finanzierungsrunden so nicht hat. Und das derzeitige operative Geschäft dürfte tendenziell noch keinen positiven Cash-Flow liefern, aus dem die Investitionen getragen werden könnten. Was liegt da für ein Fintech im Bereich der Kryptowährungen näher, als die Pläne über ein eigenes ICO zu finanzieren? Und das läuft nun tatsächlich auch im ersten Quartal 2018 ab. (Hier geht es zum englischsprachigen Whitepaper zum ICO).
Von den SVD genannten Token sollen insgesamt 10 Mrd. Einheiten erzeugt werden. 6 Mrd. Einheiten gehen insgesamt in den Verkauf und sollen zum Kurs von einem Euro je 100 SVD-Token herausgegeben werden. Allerdings erhalten die Käufer aus der bereits abgeschlossenen Pre-Sale-Phase (500 Millionen Einheiten) einen Frühphasen-Bonus von 30%. Sollte der ICO voll abverkauft werden, würden Savedroid also gut 58,8 Millionen Euro zufließen. Nicht abgenommene Token aus dem Sale werden „verbrannt“, so dass sich die Gesamtmenge verringern würde.
Dafür benötigt Savedroid das Kapital
Wie bereits erwähnt, muss für das nötige Kundenwachstum massiv in das Marketing investiert werden. Und so sind denn lau Whitepaper auch 50% des Verkaufserlöses – also bis zu 29,4 Millionen Euro – dorthin fließen. 30% gehen in die technische Entwicklung und weitere Anteile in Banking und Rechteberatung. Die Berater erhalten aber nicht nur Cash, sondern insgesamt auch einen Teil der SVD-Token, die nicht in den Verkauf gehen.
Aber auch die Community profitiert von Belohnungen im Rahmen eines Bounty-Programms. So erhalten Helfer, die das Whitepaper in andere Sprachen übersetzen ebenso Gratis-Token als Belohnung, wie reichweitenstarke Social-Media-Supporter, die über den ICO berichten. Nicht zuletzt gibt es natürlich auch Belohnungen für vermittelte Investoren im Rahmen eines „Kunden-werben-Kunden“-Programms, das mittlerweile bei vielen Unternehmen zum Standardrepertoire gehört. Immerhin 5% aller Token sind für dieses Bounty-Programm reserviert.
SVD-Token als In-App-Währung – und mit Gewinnpotential?
Bei den SVD-Token handelt es sich um sogenannte Utility-Token, die in der Savedroid-App als Währung genutzt werden. Wer also später einmal Kryptowährungen via Savedroid handeln will, wird vermutlich seine Handelsgebühren in SVD-Token bezahlen müssen oder zumindest können. Allerdings ist das erstmal Zukunftsmusik, denn derzeit bietet Savedroid noch keinerlei Dienste an, die bezahlpflichtig sind. Das Whitepaper bleibt an diesem Punkt noch reichlich vage, weist aber fairerweise auch genau auf diese Thematik hin.
Letztlich ist es also so, dass der Käufer der Savedroid-Token im Prinzip per Vorkasse seine künftigen Transaktionskosten vorstreckt. Das als solches klingt natürlich noch nicht wirklich sexy, deshalb hat Savedroid noch einen weiteren Anreiz eingebaut. Immer dann, wenn die SVD-Token dazu genutzt werden, Gebühren zu bezahlen, wird ein gewisser Anteil der Token virtuell „verbrannt“. Die Gesamtmenge der Token wird dadurch mit der Zeit immer geringer werden. Das steigert natürlich die Chancen, dass die SVD-Token langfristig im Wert steigen – im aktuellen Krypto-Hype ein Argument zum Investieren.
Damit es denn auch wirklich so kommt, muss natürlich vor Allem das eigentliche Geschäftsmodell von Savedroid auch genau so durchstarten. Hier liegt sicherlich ein erhebliches Risiko, denn das Mehrwertversprechen liegt ja wesentlich darin, der breiten Masse den Zugang zu Kryptowährungen zu erleichtern. Damit das aufgeht, müssen zwei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein. Einerseits muss der Krypto-Boom auch in Zukunft so weiter gehen, wie bisher. Das ist zwar durchaus wahrscheinlich, aber keineswegs sicher. Ansonsten wäre die adressierbare Zielgruppe für Savedroid einfach zu klein. Gleichzeitig setzt ein Erfolg voraus, dass der Kauf von Kryptowährungen über die Handelsplätze auch weiterhin eine so schlechte UX bietet, wie bisher.
Ausblick
Der Pre-Sale des Savedroid ICO ist schon einmal richtig gut gelaufen. Alle angebotenen SVD-Token wurden binnen gerade einmal sieben Stunden verkauft. Die Frage wird nun sein, ob auch der Main Sale vom 09.02. bis 09.03. ähnlich erfolgreich verlaufen wird, was im derzeitigen Umfeld nicht unrealistisch erscheint, aber längst nicht sicher ist. Viel spannender wird allerdings, ob Savedroid der großen Verantwortung gerecht wird, die sich aus so einem großen Funding ergibt. Immerhin vertrauen dann zigtausend Token-Käufer darauf, dass das Team aus diesen Millionen-Investments etwas Tolles bauen wird.
Die Roadmap von Savedroid – alles auf Krypto (Quelle: Savedroid/ICO One-Pager)
Immerhin: in der Vergangenheit hatte Savedroid zumindest gezeigt, dass sie in der Lage sind, innovative Tools zu bauen – der kleine Spardruide läuft bei mir seit über einem Jahr erfolgreich und ich selbst bin schon sehr gespannt auf die Möglichkeit, auf einfache Art und Weise in Kryptowährungen zu sparen. Wichtig und extrem hilfreich wäre es dann allerdings, wenn Savedroid sich für mich um die lästige Steuerthematik kümmern würde. Denn hier liegt für Anleger bisher eine der größten Baustellen. Das Finanzamt wird auf Dauer nicht weiter wegschauen, wenn einige große Gewinne einfahren und diese nicht ordnungsgemäß versteuern. Eine App, die hier weiterhilft, hätte ein riesiges Potential. Warten wir mal ab, was da noch so kommt.
Ein Hinweis zur Transparenz
Der vorstehende Text gibt ausschließlich meine eigene Meinung wieder! Dennoch will ich an dieser Stelle der Transparenz wegen auf folgende Punkte hinweisen. Zum einen habe ich selbst mit einem niedrigen dreistelligen Betrag SVD-Token im Rahmen des Pre-Sales erworben. Damit habe ich grds. ein (überschaubares) wirtschaftliches Interesse an einem erfolgreichen Main Sale. Der Artikel weist aber möglichst ausgewogen auch auf Risiken hin.
Zuletzt kann es sein, dass ich im Rahmen des Bounty-Programms von Savedroid einige SVD-Token als Belohnung für diesen Artikel erhalte. Der Umfang dieser eventuellen Belohnung ist allerdings ungewiss und kann auch bei Null liegen.
Wichtig: diese Punkte beeinflussen nicht meine Objektivität und meine tatsächliche Meinung.
Ich denke bevor jemand investierte sollte man sich mal den Beitrag von CryptoGo der vollständigkeitshalber zu Gemüte führen. Sehen das ganze etwas kritischer. Ansonsten bin ich mal gespannt wie der Token nach dem Listing performed..
https://cryptogo.de/savedroid-cryptocurrencies-everyone/
Nur leider reagiert cryptogo so gar nicht auf unsere Anfrage einer Richtigstellung, darum auf diesem Weg gerne mal ein paar Punkte von unserer Seite:
– Aus unserem Team wurde leider niemand bzgl. der Recherche für den Artikel nach den DAU/MAU gefragt, obwohl unsere Mitglieder sowohl 24/7 auf Telegram als auch täglich auf bitcointalk.org unterwegs sind. Dort beantworten wir sehr viele Fragen in unserem offiziellen Announcement Thread – aber natürlich auch in anderen Threads: https://bitcointalk.org/index.php?topic=2578161.0.
– Der Pre-Sale ging nicht wie im Artikel geschrieben bis zum 26. Januar, sondern nur bis zum 12. Januar, da er nach 7h ausverkauft war.
– Zu den angeblich „missführenden“ Äußerungen empfehlen wir folgenden Artikel, der zahlreich über alle unsere Kanäle verteilt wurde: https://medium.com/@ico_8796/update-new-token-price-909f0a3982a5
– Der Kosten-Vergleich hinkt leider, da wir uns zum Einen noch auf keine Gebühren festgelegt haben und uns dafür am Markt orientieren werden und zudem bei den aufgelisteten Mitbewerbern der Spread komplett ignoriert wird.
– Zudem wurde leider auch der UX-Aspekt, durch den sich unser bestehendes Produkt insbesondere ggü. dem Wettbewerb hervorhebt, nicht mal erwähnt.
Bei weiteren Fragen am besten kurz auf Telegram vorbeischauen, da sind wir wirklich rund um die Uhr verfügbar.
Viele Grüße Tobias.
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