BitCoin und Blockchain kurz erklärt

Bitcoin und die Blockchain sind – zumindest in der Finanzbranche – in aller Munde. Und dennoch wissen viele gar nicht so richtig, was das eigentlich so genau ist. Blockchain-Experte Dirk Röder gibt in einem Gastartikel einen kurzen Überblick über beides.

Bitcoin (Währung und Geld)

Zur besseren Einordnung ein kurzer Ausflug in die Geschichte des Geldes. Man unterscheidet Waren- und FIATgeld. Warengeld besitzt in sich schon einen Wert. Eine Kuh bleibt eine Kuh und eine Goldmünze kann man einschmelzen, der Goldwert aber bleibt unvermindert erhalten. Anders sieht es mit dem FIATgeld aus, dass sich vom lateinischen „Es werde“ ableitet: Das FIATgeld besitzt in sich keinen Wert. Ein Staat definiert eine Währung und verspricht dabei, den Wert der von ihr herausgegebenen Währung zu sichern.

Wir halten also fest: Vertrauen verleiht Geld einen Wert! Dies ist eine der wenigen gemeinsamen Eigenschaften von FIATgeld und Bitcoin. Gleichzeitig ist es auch die Erklärung dafür, wieso Bitcoins überhaupt etwas wert sind: Die Bitcoin-Community vertraut auf den Bitcoin und durch die gemeinsame Vereinbarung, den Bitcoin zu nutzen und zu akzeptieren, wird Bitcoin zum Geld. Und durch die vorgegebenen Regeln des Bitcoin-Systems, die quasi eine Währungsordnung bilden, wird Bitcoin sinngemäß zur Währung.

Nach dem Platzen der Häuserblase in 2007/8 tauchte in einer Mailingliste unter dem Synonym Satoshi Nakamoto 2008 erstmals die Idee einer Kryptowährung auf. „Das Kernproblem konventioneller Währungen ist das Ausmaß an Vertrauen, das nötig ist, damit sie funktionieren. Doch die Geschichte des Fiatgeldes ist voll von Verrat.“ Der Erfinder Satoshi Nakamoto entwickelte den Bitcoin wegen der uferlosen, ungebändigten Finanzbranche und den damit verbundenen Exzessen, die das Vermögen und Wohlergehen gefährden.

Es gibt demnach einen direkten Zusammenhang zwischen der Vertrauenskrise nach der Weltwirtschaftskrise 2007 und dem Entstehen des Bitcoins. Doch der Bitcoin funktioniert nur mit seinem Zwillingsbruder Blockchain.

Blockchain (Buchhaltungssystem)

Es handelt sich hierbei um eine Art Register, das von unterschiedlichen Parteien mit Transaktionsdaten befüllt wird. Das Besondere an der Blockchain ist jedoch, dass diese Partner in Konkurrenz zueinander stehen können, sich also überhaupt nicht vertrauen! Dennoch schuf Satoshi Nakamoto einen Mechanismus für ein Computernetzwerk, der die Authentizität der Daten sicherstellt und beim Schreiben neuer Daten diese gleichzeitig verifiziert.

Auf diese Weise kann ein Immobilienübertrag über die Blockchain dokumentiert und mit Bitcoins bezahlt werden, ohne dass es eines Notars oder des Grundbuchamtes bedarf, die als neutrale Dritte die Korrektheit des Verkaufs verifizieren und dokumentieren.

Abstrakter ausgedrückt: Das Konzept Vertrauen wird durch ein dezentrales Netzwerk neu definiert. Die Transaktionen/ Interaktionen laufen automatisch ab, auch z.B. zwischen Maschinen was wichtig für das Internet of Things ist. Dabei sind die Transaktionsdaten verschlüsselt und alle Netzwerkteilnehmer kontrollieren stetig gegenseitig, dass alle Daten korrekt sind. Denn sind sie einmal dokumentiert, kann die Information nicht mehr verändert werden. Somit sind die Transaktionsdaten audit-konform.
Und das Beste zum Schluss: Jeder darf mitmachen, wie beim Internet!

Die Software

Das Bitcoin-Blockchain System von Satoshi Nakamoto besteht aus Infrastruktur, Protokoll und dem Bitcoin selbst. Auf jedem einzelnen Rechner im Netzwerk läuft Software, die das Rückgrat des Bitcoin-Systems bildet. Die Software, auch Bitcoin Client genannt, ist für die Verarbeitung und Prüfung der Transaktionen zuständig. Es gibt unterschiedliche Kombinationen der einzelnen Komponenten im Bitcoin Client:
-Als erstes Software Paket ist die Wallet als Aufbewahrungsort für Bitcoins aufgeführt. Wie der Name schon sagt, ist es vergleichbar mit einer Brieftasche oder Geldbörse, nur eben digital.
-Zudem ist auch eine vollständige Kopie der Blockchain verfügbar.
-Ein Node ist ein logischer Knoten im Bitcoin Netzwerk und verteilt Informationen. Dieser Teil der Software stellt sicher, dass ein Austausch mit den anderen Rechnern stattfinden kann. Die Knotenpunkte validieren die bereitgestellten Transaktionen der anderen Bitcoin clients vor der Weitergabe. Auf diese Weise kann keine inkorrekte Information ins Netzwerk eingespeist werden.
-Der Miner ist eine Erweiterung einer node. Abgeleitet vom Goldschürfen wird dieser Computer für seine Arbeit belohnt und erschafft Bitcoins. Im Unterschied zu einer Node kann der Miner neue Transaktionen verarbeiten und diese in Blöcke schreiben.

Der technische Hintergrund

Die Verbindung der Blöcke zueinander ist über einen bruchfesten Anker gesichert, den sogenannten Hash. In jedem Block gibt es einen Verweis auf den vorherigen Block. So ist ein hierarchischer Aufbau gesichert. Die Blöcke, und damit auch die Transaktionen, kommen in eine zeitliche Abfolge – sie werden unveränderbar aneinander gekettet.
Um jedoch einen Block zur Blockchain hinzuzufügen, muss der Miner mit seiner Software ein mathematisches Problem lösen. Das Ergebnis der Matheaufgabe wird über die Nodes im Netzwerk kontrolliert und wenn es korrekt ist verteilt. Dieser Mechanismus der Matheaufgabe wird auch als „Proof of work“ bezeichnet.

Wie so oft im Leben geht es hier um Geschwindigkeit. Der Miner, der am schnellsten neue Blöcke berechnet und somit die längste Kette bereitstellt, wird seitens der anderen Rechner in dem Moment als Sieger erklärt, sobald mehr als 50% des Netzwerks seine Kette übernehmen. Die Rechner erreichen somit einen Konsens über die Wahrheit in der Blockchain. Damit ist sichergestellt, dass alle dezentralen Rechner mit derselben Kopie der Blockchain weiterarbeiten.

Jetzt sind wir an einem Schlüsselmoment der Bitcoin Blockchain angelangt, nämlich der Frage: Warum zum Geier rechnen die Miner furchtbar komplizierte Matheaufgaben und verbrennen dabei Unsummen an Elektrizität?
Weil es eine Belohnung gibt. Genau hier passiert die Geldschöpfung im System. Damit die Miner motiviert sind, dem Bitcoin-Netzwerk ihre Rechenkapazität für die Verarbeitung der Transaktionen zur Verfügung zu stellen, erhalten Sie für jeden erfolgreich in die Blockchain geschriebenen Block zur Zeit 12,5 Bitcoins. Daher auch die Analogie zum Goldschürfen.

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